Brennnesselwochen vom 29.4.-21.5.2023 in Kreuzlingen und Winterthur

Anbau

Brennnesselarten

Für medizinische Zwecke wird der Anbau zweier Arten genutzt: Urtica dioica, die Grosse Brennnessel und die Urtica urens, die Kleine Brennnessel. Bis heute sind weitere 30 verschiedenen Zuchtnesselsorten bekannt, die vorwiegend für textile Nutzung gezüchtet wurden und hervorragende Faserqualität bei geeignetem Aufschluss liefern.

Die Familie der Brennnesselgewächse lässt sich in 40 Gattungen unterteilen, mit 500 vor allem tropischen Arten. Die Pflanze ist getrennt-geschlechtlich, das bedeutet, es gibt männliche und weibliche Blüten, resp. Pflanzen.

Vorkommen

Wild , am liebsten in feuchten, nährstoffreichen Wäldern und Wiesen.

Anbauarten

Für den Kleinanbau können Brennnesseln durch Wurzelausläufer vermehrt werden. Bei grösseren Anbauflächen ist eine Jungpflanzenanzucht besser geeignet. Die Samen, die im Herbst reif sind, sind getrocknet zur Direktsaat geeignet. Zwar ist die Brennnessel eine robuste und äusserst wiederstandfähige Pflanze, trotzdem wird Sie auch von Schädlingen und Krankheiten befallen.

Brennnessel aus Wurzelausläufern

Die Brennnessel besitzt einen bis zu 17 Zentimeter langen, winterharten Wurzelstock. Daneben entwickelt sie flache Wurzelausläufer, sogenannte Stolonen. Sie können ab Mitte April in rundum ca. 40 Zentimeter Abständen ausgelegt werden, wobei die Wurzelausläufer eine Länge von 10 cm besitzen sollen. So kommt ihre autovegetative Vermehrungsfähigkeit zum Tragen. Zwar ist diese Methode aufwendig und kann Lücken hervorbringen, dafür ist sie erfolgsversprechender als die Direktsaat.

Jungpflanzenaufzucht

Die bewährteste Methode zum Brennnesselanbau ist die Jungpflanzenaufzucht. Hierbei werden die Jungpflanzen zwar aus Brennnesselsamen gezogen, aber zunächst nicht im Freiland, sondern im Gewächshaus. Hierbei werden ab Anfang März vier bis sechs Samen in einen kleinen Blumentopf (Topfdurchmesser 3,5 bis 4,5 Zentimeter) in Topferde oder in Erdpresstöpfe eingesät. Sie werden nicht oder nur mit wenig Erde bedeckt.

Die Topferde sollte während der gesamten Aufzuchtszeit feucht gehalten werden. Ab Mitte April kann mit dem auspflanzbereiten Kraut gerechnet werden. Dabei ist allerdings zu beachten, dass die Brennnessel eigentlich ein Frostkeimer ist. Das bedeutet, dass ihre Samen Minustemperaturen ausgesetzt werden müssen, um keimen zu können. Deshalb sollte für die Aufzucht die Keimruhe durchbrochen werden. Hierzu eignet sich ein Wechsel von hoher Anzuchttemperatur während der Anlaufphase (circa 30°C) am Tag und eine möglichst tiefe Temperatur bei Nacht. Nachdem die Pflanzen erste Blätter entwickelt haben, können sie ins Freiland gepflanzt werden. Der Feldbestand sollte durch mechanische Hacken unkrautfrei gehalten werden.

Direktsaat

Brennnesselsamen wird ein schlechtes Keim- und Auflaufverhalten nachgesagt. Bei idealen Bedingungen kann eine Direktsaat im April aber durchaus auch erfolgreich sein.

Boden

Der Stickstoffgehalt im Boden muss 60 - 80 kg N/ha betragen. PH-Werte um 6.5 sind optimal. Ausreichende Wasserversorgung. Bis sich die mehrjährige Pflanze etabliert hat, vergehen in der Regel 4-5 Jahre. Ist die Pflanze gefestigt, behauptet sie sich viele Jahre gegen andere Pflanzen. Sie ist sehr anpassungsfähig und bildet eine Symbiose mit den Bodenlebewesen. Als Wildpflanze ist sie oft an Waldrändern und Ruderalflächen anzutreffen. Doch auch der Anbau an vollsonnigen Standorten erträgt sie gut.

Krankheiten und Schädlinge - Pflege

Grundsätzlich ist die Pflege minimal, zumal die Brennnessel wenig krankheitsanfällig ist und kaum von Schädlingen heimgesucht wird. Beim Besuch der Schmetterlingsraupen, setzt man auf Handabsammlung, denn diese sind aus ökologischer Sicht sehr erwünscht, auch wenn sie Löcher in die Blätter fressen. Die auf Brennnesseln zahlreich zu findenden Marienkäfer sollen nicht als Schädlinge betrachtet werden. Ihre Larven leisten einen wesentlichen Beitrag zur Blattlausbekämpfung.

Feldhygiene

Wird die Pflanze bodeneben geschnitten, dienen zum Beispiel Weiss-Klee als Bodendecker, Feuchtigkeitsspender und zur Unterdrückung von Unkräutern. Gefürchtet ist der Befall mit Fusarien (Schlauchpilzen). Die Vertreter der Gattung Fusarium wachsen meist auf Pflanzen, im Streu und auf dem Boden. Die Verbreitung der Sporen erfolgt im Gegensatz zu vielen anderen Schimmelpilzarten nicht durch den Wind. Hierzu werden die Sporen in eine klebrige Flüssigkeit eingehüllt, wodurch sich grössere, zusammenklebende Ansammlungen von Sporen bilden. Diese Art Fäulnis führt zu Ernteausfällen. Zudem bilden sich Gifte, die bei Einnahme (oral) beim Menschen zu Erbrechen führen. Bekannt für diese Anfälligkeit ist der Weizen. Der wenig spezialisierte Parasit bedient sich am Nährstoff der Pflanze. Ernterückstände, sollten daher möglichst nicht liegen bleiben. Pflanzenschutzmittel erträgt die Brennnessel nicht.

Pflege, Schnitt, Weidetiere

Vermehren sich Brennnesseln gut, so dass man sie eindämmen möchte, dann hilft mähen und Gras einsähen. Einige Schafe und Ziegenarten fressen sie aber auch gerne vom Stand. Die meisten Tiere jedoch fressen die Nessel lieber frisch geschnitten.

Ernte

Kraut: Für die Krautgewinnung wird der Bestand bei entsprechender Wuchshöhe geerntet. Bei kleinen Mengen für den Privatgebrauch erfolgt diese Ernte meistens von Hand – bei grossen kommerziellen Mengen meist mit einem sogenannten Schneidlader. Im ersten Anbaujahr ist die Ernte zwei bis dreimal möglich, in den Folgejahren bis zu viermal. Das geerntete und geschnittene Brennnesselkraut wird anschliessend gehäckselt, um Stängel und Blätter voneinander zu trennen, und nachfolgend getrocknet. Der Blattanteil schwankt je nach Schnitttermin zwischen 45 und 60 Prozent. Die Trocknungstemperatur sollte 40°C nicht überschreiten, da es sonst zu Verlusten von Inhaltsstoffen kommen kann.

Wurzel: Wurzelernten sind aus quantitativen und qualitativen Gründen (Inhaltsstoffgehalt) ab dem zweiten Standjahr sinnvoll. Für den privaten Gebrauch wird die Brennnesselwurzel von Hand geerntet, für kommerzielle medizinische Zwecke meist im Herbst mit einem Schwingsiebroder oder einem Kartoffelroder. Anschliessend werden die Wurzelstöcke grob zerteilt, gründlich gewaschen und bei 45 bis 50°C getrocknet.